Adventskerzen
Man sollte halt doch nicht alles nachmachen, was man irgendwo in Filmen sieht. Oder, noch schlimmer, wovon man irgendwo im Internet auf den Pornoseiten liest.
Aber Sex immer nur mit ein- und derselben Frau, das wird halt nun mal auf die Dauer immer weniger reizvoll; um nicht zu sagen langweilig. Ist doch so, was soll ich da lange herumreden. Das heißt ja gar nicht, dass man sie nun weniger liebt. Liebe hat mit Sex ja bloß eine gewisse Schnittmenge. Es gibt Liebe ohne Sex, Sex ohne Liebe – und wenn man Glück hat, kommt beides wenigstens teilweise zusammen.
Vielleicht geht anderen Männern das auch nicht so. Das glaube ich allerdings nicht. Weshalb sonst surfen so viele auf den Sexseiten im Internet? Doch nur, weil sie in der Realität nicht finden, was sie suchen. Da muss dann eben die Fantasie her. Und statt dass man Sex mit einer realen Frau hat, schaut man sich einen Pornofilm über den realen Sex mit einer Frau an und wichst dabei.
Das mache ich ja auch so.
Allerdings gibt es noch einen anderen Grund, warum ich mir solche Sachen ansehe – ich versuche, mir Anregungen zu holen. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber am Anfang, wenn man ohnehin so wild aufeinander ist, dass jeder Fick, und noch der langweiligste in der Missionarsstellung, einen direkt in den siebten Himmel katapultiert, da hat man noch Fantasie, da probiert man alles mögliche Neue aus.
Und genau dann, wenn es am meisten drauf ankäme, wenn also der erste Lack ab ist und es immer weniger aufregend wird, dann versagt auf einmal die Einbildungskraft, und es fällt einem schlicht nichts mehr ein, was man noch anstellen könnte.
Ja, und genau dafür sind Pornofilme doch gut. Man sieht nicht nur den normalen Sex oder auch mal einen Analfick, einen Blowjob, Muschilecken oder einen Tittenfick. Das kennt man ja alles schon längst. Nein, da ist wirklich ab und zu mal eine ganz besondere Idee darunter. Auch von Dildos oder Vibratoren will ich jetzt gar nicht reden; natürlich hat man das schon alles eingesetzt. Das mit den Liebeskugeln und dem Cockring war da schon etwas ungewöhnlicher, aber irgendwie hat es das alles nicht gebracht.
Aber dann bin ich irgendwann auf den Trichter gekommen.
Zum Beispiel wollte ich schon immer mal Handschellen ausprobieren, habe mich nur nie getraut. Aber nach einem wirklich geilen Film habe ich es dann gewagt, und meine Freundin hat sogar richtig begeistert mitgemacht. So kann man sich nämlich täuschen und an vielen tollen Gelegenheiten vorbeilaufen, wenn man in seinem Schneckenhaus bleibt.
Nach den Handschellen kamen richtig schöne Handfesseln aus weichem Leder. Noch ein paar Haken dran, eine Kette aus dem Bauhaus, und schon konnte ich ab und zu meine Freundin in einen Zustand völliger Hilflosigkeit versetzen, in dem es besonderen Spaß gemacht hat, sie zu streicheln oder zu ficken. Und Spaß gemacht hat es nicht nur mir, sondern ihr auch.
So sind wir dann Schritt für Schritt weiter vorgestoßen in das große Abenteuer Sex, und die Langeweile war wie weggeblasen.
Ganz reibungslos lief das natürlich nicht. Es gab sogar eine astreine Katastrophe. Unseren ganz persönlichen Sexunfall, und von dem erzähle ich euch jetzt, damit ihr den Fehler vermeidet, den wir gemacht haben.
Ich habe meine Freundin zwar nicht dazu gekriegt, dass sie sich mit mir zusammen die Pornofilme ansieht, aber ich hatte immerhin ihre Erlaubnis, dass ich weiter nach neuen Möglichkeiten Ausschau halte, was wir alles mal probieren könnten.
Dabei bin ich irgendwann auf einen ganz wilden Porno gestoßen; das war mir alles fast schon ein bisschen zu pervers, was da alles lief. Aber eine Sache hat mir arg gut gefallen: Der Muskelprotz, der die männliche Hauptfigur gemacht hat, hat seine beiden hübschen Mädels mit Wachs beträufelt. Einfach eine Kerze genommen, und das flüssige Wachs auf ihre Titten und ihren Bauch heruntertropfen lassen.
Das wollte ich auch mal machen, und meine Freundin war einverstanden.
Immerhin war ich vernünftig genug, sie nicht vorher zu fesseln, sonst wäre womöglich noch mehr und Schlimmeres passiert.
Sie liegt also so auf dem Bett, und ich habe mir eine Kerze genommen, die noch vom Adventskranz im Monat zuvor übrig war. Eine wunderschön gelbe Bienenwachskerze. Ich dachte halt, das sei besonders toll, weil es immer so gut riecht.
Dummerweise habe ich das Zeug nicht vorher an mir ausprobiert; das ist ein Rat, den ich allen nur geben kann. Wenn ihr etwas Ungewöhnliches plant, informiert euch vorher, und macht sozusagen einen Testlauf.
Ich wartete, bis die erste Schicht Wachs flüssig war, und dann kippte ich die Kerze über ihrem Bauch aus.
Sie schrie auf und rollte sich sofort weg.
Ich war total erschrocken, hatte wenigstens noch die Geistesgegenwart, die Kerze auszupusten, bevor ich mich um sie gekümmert habe. Mühsam habe ich das Wachs heruntergeschält – eine ganz schön eklige Arbeit! – und dann sah ich die Bescherung. Lauter rote Flecken waren da, wo das Wachs gelandet war. Das war richtig eine Verbrennung. Keine schlimme, zum Glück. Ein bisschen kaltes Wasser und Wundsalbe, und nach ein paar Tagen war alles wieder in Ordnung.
Meine Freundin war auch gar nicht sauer oder so. Wofür ich ihr heute noch dankbar bin.
Erst danach, also viel zu spät, habe ich mich ausführlich informiert und dabei erfahren, dass man auf keinen Fall Bienenwachskerzen nehmen soll, sondern am besten die normalen weißen, ungefärbten Haushaltskerzen.
Da war meine Freundin ja klasse – kaum hatte ich ihr das erzählt, hat sie welche davon besorgt, und mit denen hatten wir noch richtig viel Spaß.